Ulrich - Zuhörend
Eine besondere Eigenschaft des Heiligen Ulrich war, dass er gut zuhören konnte. Er hatte als Bischof ein offenes Ohr für die Sorgen der Priester und der Klöster, vor allem aber für die Armen und Kranken in Stadt und Land. Bischof Ulrich empfahl, „mit dem Ohr des Herzens“ zu hören. Bischof Bertram Meier hat dies als Motto für das Ulrichjahr 2023/24 gewählt.
Gutes Zuhören hängt nicht nur davon ab, wie gut das eigene Gehör ist. Wichtig ist, die volle Aufmerksamkeit auf den Gesprächspartner zu richten. Das ist besonders für alle, die schlecht hören, eine Notwendigkeit. Sonst kommt es leicht zu Missverständnissen. Ein offenes Ohr zu haben, ist mir persönlich wichtig, wenn ich angesprochen werde von Menschen aus der Pfarrgemeinde, die nicht mehr in die Kirche kommen können oder wollen. Freitags bin ich oft von 10 bis 11 Uhr in St. Martin und stehe zur Verfügung für Gespräche über „Gott und die Welt“. Für mich ist diese Zeit ein Highlight der Arbeitswoche, wenn ich erleben darf, dass mir fremde und auch bekannte Menschen ihre Sorgen anvertrauen. Oder wenn andere, denen ich etwas über unser schönes Kirchengebäude erzähle, dann beginnen, von ihrem Glauben zu reden.
Umgekehrt freue ich mich, wenn mir jemand gut zuhören kann und nicht mit den Gedanken ganz wo anders ist. Gutes Zuhören ist in der Kirche auch über die Pfarrgemeinde hinaus wichtig: dass alle einander aufmerksam und möglichst vorurteilsfrei zuhören, ganz gleich ob sie als Bischöfe, Priester, Diakone, Hauptamtliche oder Ehrenamtliche in der Kirche mitarbeiten oder ob sie einfach da sind als betende, mitfeiernde Gemeindemitglieder. Und ganz besonders wichtig ist, dass wir immer wieder alleine oder in Gemeinschaft Gott so zuhören, wie es in einem Liedruf (GL 433,2) heißt: „Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden.“
Rita Hilscher, Pfarrreferentin
Bild: Ulrichsfigur in der Binswanger Pfarrkirche
Foto: Franz Käsinger