Seelenkapelle Wertingen
Ursprünglich dienste die Seelenkapelle als Friedhofskapelle. Bis etwas 1600 waren die Gräber noch rund um die Wertinger Stadtpfarrkirche angelegt
Obwohl der Firiedhof an den nordöstlichen Rand der Stadt verlegt wurde, blib die Seelenkapelle neben der Stadtpfarrkirche erhalten. Und das war keine Selbstverständlichkeit. Denn in den Aufzeichnungen des Wertinger Stadtarchivs ist ein "neu erbautes Seelenhäusle" im Jahr 1690 ebenso erwähnt wie ein Neubau um 1760.
Bei der Säkularisierung nach 1803 fielen dann alle kirchlichen Gebäude, die nicht für den Pfarrgottesdienst gebraucht wurden, an das Kurfürstentum Bayern. Der Rest wurde abgerissen – außer es fand sich ein Käufer. Die Stadt Wertingen kaufte sie und bewahrte sie so vor dem Untergang.
Bis heute gehört sie der Stadt Wertingen, wurde mehrmals renoviert und im Jahre 1925 in eine Kriegergedächtniskapelle umgewandelt. Damit erhielten alle Kriegsopfer der Stadt darin ihren Platz. Auf insgesamt elf Steintafeln sind an den Seitenwänden hunderte von Namen eingemeißelt: Zum Gedenken an die Gefallenen ebenso wie Vermisste und Zivilpersonen, die in Kriegszeiten umgekommen sind.
Doch die Kapelle bietet auch jenseits des Kriegsgedenkens Sehenswertes. So befinden sich über dem Altartisch hinter einem Gitter vier Figuren. Arme Seelen inmitten von Flammen, vermutlich des Fegefeuers. An der Decke befand sich außerdem über den ganzen Raum reichend ein Gemälde, das Wertinger Soldaten zeigte. Nach den kunstgeschichtlichen Angaben des Stadtarchivs scharten sich die Männer um einen Feldpater, der sie der Gottesmutter anvertraute. Den Himmel bevölkerten zahlreiche Engel und Engelputten, in deren Mittelpunkt Maria mit dem toten Sohn im Schoß erschien. Das Deckengemälde ist bei den Renovierungsarbeiten in den 1950er Jahren durch modernen Stuck ersetzt worden. Ebenso verschwand damals übrigens die Figur des Geißelheilands. Erhalten geblieben sind zwei anspruchsvolle figürliche Darstellungen der Muttergottes mit Jesus.